Der America’s Cup 2024 treibt die Modernisierung von Barcelonas Hafen- und Uferzone voran

Anlässlich der legendären Segelregatta werfen wir einen Blick auf die Entwicklung des Hafens und die jüngsten Projekte entlang der Küste

Panoramablick auf die Küste Barcelonas, © Vicente Zambrano González/barcelona.cat, unter Lizenz CC BY-NC-ND 4.0

Barcelona, das Mittelmeer und der America’s Cup

Barcelonas Beziehung zum Mittelmeer ist seit jeher elementar und zugleich widersprüchlich. Tatsächlich ist die Uferzone wohl derjenige Bereich der Stadt, der sich im Laufe der Jahrhunderte am stärksten verändert hat. Von den Anfängen des Hafens bis zu den beeindruckenden Infrastrukturen von heute hat Barcelonas maritime Fassade einen langen Transformationsprozess durchlaufen, der sich in den letzten 40 Jahren noch intensiviert hat, nicht zuletzt dank großer Ereignisse, die als Katalysatoren wirkten. Der America’s Cup, der bedeutendste internationale Segelwettbewerb und eines der wichtigsten Sportereignisse der Welt, der vom 22. August bis zum 27. Oktober 2024 in Barcelona stattfinden wird, gibt der urbanen Entwicklung entlang der Küste, insbesondere im Bereich des alten Hafens Port Vell, einen neuen Impuls.

Luftbild des Hafens von Barcelona

Der Hafen von Barcelona, von seinen Anfängen bis ins industrielle Zeitalter

In der Römerzeit gab es den Hafen noch nicht. Seine Entwicklung begann im Mittelalter, und trotz seiner anfänglich begrenzten Infrastruktur wurde er im 13. Jahrhundert zu einem wichtigen Bestandteil der militärischen und wirtschaftlichen Expansion und Konsolidierung der Krone von Aragón. Die erste Umgestaltung des Hafens geht auf das 15. Jahrhundert zurück, als die königlichen Schiffswerften (Drassanes) und das erste Hafenbecken gebaut wurden. Es folgten zahlreiche Veränderungen, darunter der Bau des Stadtteils Barceloneta im 18 Jahrhundert. Der wirtschaftliche und kommerzielle Aufschwung im 19. Jahrhunderts brachte erneut wichtige bauliche Neuerungen mit sich, darunter die Schaffung eines Industriehafens und der Bau zahlreicher Gebäude und Lagerhallen. Dennoch richtete die Stadt ihren Blick weiterhin ins Landesinnere.

Die olympische Metamorphose: Barcelona öffnet sich zum Meer

Erst in den 1980er Jahren, anlässlich der Olympischen Spiele von 1992, veränderte sich die Beziehung der Stadt zum Mittelmeer radikal. Ein umfassender Stadterneuerungsplan brachte einen tiefgreifenden Wandel mit sich. Die Modernisierungsprojekte konzentrierten sich auf zwei Bereiche, den olympischen Hafen mit dem angrenzenden Olympischen Dorf am Ufer des Poblenou-Viertels und auf den Port Vell. Aus verschiedenen Gründen, darunter die städtebauliche Dimension, der Bau zweier Wolkenkratzer und die kürzere Bauzeit, schien der erste Bereich in der öffentlichen Meinung und bei den Architekten eine größere Wirkung zu haben.

Man darf jedoch nicht vergessen, dass die Eingriffe im Port Vell, die einige Jahre später abgeschlossen wurden, ebenso entscheidend waren. Die meisten Gebäude mit rein utilitaristischem Profil wurden abgerissen oder renoviert und umgenutzt, wie die Almacenes Generales de Comercio (1881), die auch als Palau de Mar bekannt sind und in das Museum der Geschichte Kataloniens (1996) umgewandelt wurden. Noch entscheidender waren jedoch die neuen städtebaulichen und architektonischen Entwürfe wie das Einkaufszentrum Maremàgnum und die Rambla de Mar (1995), die von dem renommierten Architektenteam Viaplana / Piñón entworfen wurden. Der Port Vell verließ damit seinen stark industriell geprägten Charakter und wurde zu einem Freizeitzentrum.

Die Entwicklung der maritimen Fassade im 21. Jahrhundert

In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts wurden entlang der Küste Barcelonas mehrere Maßnahmen durchgeführt, von denen insbesondere die Fertigstellung der Uferpromenade hervorzuheben ist. Das ursprünglich von Olga Tarrasó und Jordi Henrich in den 1990er Jahren entworfene Projekt wurde in mehreren Etappen erweitert und reicht heute vom Olympischen Hafen auf der einen bis zur Nueva Bocana auf der anderen Seite.

Strandpromenade von Barcelona, © AL PHT Air Picture TAVISA/barcelona.cat, unter Lizenz CC BY-NC-ND 4.0

Die Baumaßnahmen im Zuge des Forums der Kulturen (2004) mit einem komplexen Programm im Bereich der Diagonal Mar akzentuierten den Wandel der maritimen Fassade. Zu den Projekten gehörten ein neuer Jachthafen, das Forum-Gebäude von Herzog & De Meuron (heute Museu Blau), die Forum-Esplanade und die Photovoltaik-Pergola, beide von Elías Torres und José Antonio Martínez Lapeña. Entlang des Paseo Marítimo entstanden ebenfalls neue Gebäude, wie das Biomedizinische Forschungszentrum (2007) von Brullet-De Luna Arquitectes und vor allem das W Hotel (2009) von Ricardo Bofill, das zu einem Anziehungspunkt und Wahrzeichen der Stadt geworden ist.

Hotel W von Ricardo Bofill, © Clara Soler Chopo/barcelona.cat, unter Lizenz CC BY-NC-ND 4.0

Der Einfluss des America’s Cup auf die Hafenbereiche

Die Ausrichtung des America’s Cup 2024 geben Barcelona erneut Anlass, seine Hafen- und Uferzone zu renovieren, die als Tribüne für die direkt vor der Stadt ausgetragenen Regatten dienen wird. Mit dem Segelevent bietet sich eine einmalige Gelegenheit zur Verbesserung der Infrastruktur, zum Ausbau zugänglicher öffentlicher Räume und der Einführung neuer Service-Angebot wie dem Wasserbus, der den Moll de Drassanes mit dem Moll de Llevant oder dem Maremàgnum mit dem Moll de Pescadors verbinden wird.

Was die spezifischen Gebäude für die Regatta betrifft, so haben die sechs teilnehmenden Mannschaften ihre eigenen Pavillons, die sich alle am Rande des Port Vell befinden, und der Veranstalter wird über Räumlichkeiten wie das Race Village am Moll de la Fusta oder die America’s Cup Experience verfügen, ein Informationszentrum rund um den Segel-Event, das bereits in dem von Enric Soria und Jordi Garcés entworfenen ehemaligen IMAX-Gebäude (1995) eröffnet wurde.

Hallen an der Moll de Llevant, © GA Barcelona

Weitere Gebäude im Bereich des alten Hafens, die sich derzeit in Renovierung befinden und Erwähnung verdienen, sind das historische Portal de la Pau von Julio Valdés (1907), dessen äußere Restaurierung vor Beginn des America’s Cups abgeschlossen sein wird, die vor dem Abriss geretteten Hallen an der Moll de Llevant, in denen künftig kulturelle Aktivitäten vorgesehen sind, oder der Umbau der Llotja de Pescadors, Barcelonas Fischmarkt, der dank eines Projekts des Studios OAB unter der Leitung von Carlos Ferrater der Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Zuletzt hatte das Team um Ferrater erfolgreich in dem Gebiet interveniert, indem es ein an Lagerhäuser angrenzendes Schlepper-Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert in das Hauptquartier des Barcelona World Race (2019) umwandelte.

Die Wiederbelebung des Olympischen Erbes

Auch die olympischen Projekte wurden in die Umbau- und Aufwertungsmaßnahmen entlang der Küste einbezogen. Das Maremàgnum, eines der Wahrzeichen Barcelonas für seine Öffnung zum Meer, wird in Vorbereitung auf den America’s Cup umfassend renoviert. Die von L35 Architects durchgeführten Arbeiten, die 2024 abgeschlossen sein sollen, zielen darauf ab, die Beziehung des Gebäudes zu seiner Umgebung zu verstärken, die Zugänglichkeit und Sichtbarkeit des Obergeschosses zu optimieren sowie einen neuen, als Food-Court konzipierten Raum zu schaffen. Außerdem soll die Nachhaltigkeit des Gebäudes durch die Verwendung lokaler oder recycelter Materialien und ein neues Dach zur Reduzierung des Energieverbrauchs verbessert werden.

Renovierung des Einkaufs- und Freizeitzentrums Maremàgnum von L35 Architects, © L35 Architects

Gleichzeitig wird der Olympia-Hafen renoviert und soll zu einem Zentrum der blauen Wirtschaft werden, das auf rentablen und nachhaltigen maritimen Aktivitäten basiert. Zu diesem Zweck wird das Angebot an Büroflächen vergrößert und die Ansiedlung von Unternehmen, die mit dem oben genannten Schwerpunkt in Verbindung stehen, gefördert. Ein weiteres Ziel der von Barcelona Serveis Municipals durchgeführten Umbaumaßnahmen ist es, den Bewohnern die nautischen Aktivitäten näher zu bringen und ihnen neue öffentliche Räume wie den Platz Moll de Mestral oder einen Aussichtspunkt auf dem Dic de Recer zu bieten, wobei das Angebot durch einen neuen gastronomischen Bereich am Moll de Gregal ergänzt wird.

Künftiger Gastronomiebereich am Moll de Gregal, © GA Barcelona

Neue Aussichtspunkte mit Blick auf das Mittelmeer

Die öffentlichen Räume der Nova Bocana werden vermutlich zu den sowohl von den Zuschauern des America’s Cup als auch von den Bürgern Barcelonas meistgeschätzten Interventionen gehören. Direkt neben dem Hotel W befindet sich der von External Reference Architects entworfene Mirador Vela (2022). Bei dem Projekt handelt es sich um eine erhöhte Plattform, die den Abschluss der Mare Nostrum-Promenade bildet und über eine breite Treppe erreichbar ist. Die erhöhte Promenade wird von scheinbar massiven Betonwänden flankiert, die tatsächlich jedoch aus einem von einer Metallstruktur getragenen Verbund dreieckiger Platten bestehen. Der von in Meeresumgebung wachsenden Salzkristallen inspirierte Entwurf verbindet Ästhetik und Widerstandsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen und gewährt gleichzeitig einen privilegierten Blick auf die Segelwettkämpfe des America’s Cup.

Mirador Vela von External Reference, © GA Barcelona

Doch den vielleicht markantesten Beitrag bildet das von Antoni Barceló und Bàrbara Balanzó entworfene Ensemble der Rambla del Trencaones und des Edifici Mirador (2024). Das Projekt verwandelt einen Teil des Moll de Llevant in eine erhöhte Promenade und nimmt als thematische Achse die Geschichte des Hafens auf. Dessen Entwicklung wird mit Hilfe von Informationstafeln und Kunstwerken wie das skulpturale Modell zur Nova Bocana veranschaulicht. Diese Elemente werden mit einer eleganten Landschaftsarchitektur kombiniert, die in einem nüchternen Betongebäude ausläuft, das die Rambla wie eine Brücke überspannt und den Blick auf das Meer und den Handelshafen einrahmt. Die seitlichen Erschließungskerne bieten Zugang zu einem verglasten Raum im Obergeschoss, der als Restaurant dient, und das Dach ist als zusätzlicher Aussichtspunkt konzipiert.

Edifici Mirador von Barceló-Balanzó Arquitectes, © GA Barcelona

Barcelonas Hafenviertel auf dem Weg in die Zukunft

Wie schon bei früheren Anlässen in Barcelona wurden die architektonischen und städtebaulichen Projekte für den America’s Cup mit mittel- bis langfristiger Perspektive und zum Nutzen der Bürger konzipiert. Vielleicht hätte man mehr dauerhafte Bauten erwarten dürfen – die meisten der teilnehmenden Mannschaften haben sich für temporäre Pavillonbauten entschieden. Aber auch dies hat eine positive Seite. Es bietet eine Gelegenheit, mit anderen architektonischen Formaten zu experimentieren. Ist die spätere Nutzung eines Gebäudes nach einem solchen Ereignis unklar, ist es ferner von Vorteil, wenn es wieder abgebaut werden kann, anstatt zur Investitionsruine zu werden.

Es ist auch an der Zeit, über alternative Zukunftsvisionen nachzudenken, wie zum Beispiel dem Parc Blau (2022) des Architekturstudios ON-A, einem utopischen Projekt, das vorschlägt, den Port Vell in einen Stadtpark zu verwandeln, der mehr öffentliche Flächen, aber vor allem Grünflächen bieten soll und diese durch eine neue Uferpromenade miteinander verbindet.

Abschließend laden wir Sie ein, Barcelona während des America’s Cup zu besuchen, um diese spannende Regatta und die exklusiven Führungen zu genießen, die Guiding Architects Barcelona im Rahmen dieses großen Sportereignisses anbieten wird.

Text: Pedro Capriata

Parc Blau von ON-A, © ON-A/Play-Time

LITERATURVERZEICHNIS

37th America’s Cup (s.f.).
https://www.americascup.com/

Alemany, J. (1998). El Port de Barcelona. Lunwerg.

ArchDaily (2010). Hotel W Barcelona / Ricardo Bofill.
https://www.archdaily.cl/cl/02-215052/hotel-w-barcelona-ricardo-bofill

ArchDaily (2022). Escaleras y Mirador Vela / External Reference Architects.
https://www.archdaily.cl/cl/996520/escaleras-y-mirador-vela-external-reference-architects

Badia López, A. (2023). El port culmina la transformación de la Nova Bocana con una nueva rambla. The New Barcelona Post.
https://www.thenewbarcelonapost.com/port-culmina-transformacion-de-nova-bocana-con-nueva-rambla/

Centre Obert d’Arquitectura (s.f.). ArquitecturaCatalana.Cat.
https://www.arquitecturacatalana.cat/es

Dejtiar, F. (2022). ¿Es posible transformar el puerto de Barcelona en un gran parque urbano? ArchDaily.
https://www.archdaily.cl/cl/981415/es-posible-transformar-el-puerto-de-barcelona-en-un-gran-parque-urbano?ad_source=search&ad_medium=projects_tab&ad_source=search&ad_medium=search_result_all

Franco, J. T. (2014). El legado arquitectónico de los Juegos Olímpicos de Barcelona 1992. ArchDaily.
https://www.archdaily.cl/cl/02-360988/el-legado-arquitectonico-de-los-juegos-olimpicos-de-barcelona-1992

Martín Valbuena, C. (2024). Los antiguos tinglados del muelle Oriental reviven con la Copa del América. The New Barcelona Post.
https://www.thenewbarcelonapost.com/antiguos-tinglados-muelle-oriental-reviven-con-copa-del-america/

Muñoz, O. (2023). El Port Olímpic se reinventa para volver a atraer a los barceloneses. La Vanguardia.
https://www.lavanguardia.com/local/barcelona/20230103/8663942/port-olimpic-reinventa-volver-atraer-barceloneses.html

Office of Architecture in Barcelona (s.f.). Projectes. Espanya.
https://ferrater.com/ca/projectes/?wpv-location=espanya&wpv_aux_current_post_id=8125&wpv_aux_parent_post_id=8125&wpv_view_count=2300

Oliveres i Guixer, M. (2018). Passeig Marítim de la Barceloneta [2a fase]. Public Space.
https://www.publicspace.org/works/-/project/b081-passeig-maritim-de-la-barceloneta-2a-fase

Port de Barcelona (s.f.). Transformación del Port Vell.
https://www.portdebarcelona.cat/es/port-vell/americas-cup-barcelona-2024/transformacion-del-port-vell

Port de Barcelona (2024). El bus náutico del Port de Barcelona empezará a operar el 1 de julio.
https://www.portdebarcelona.cat/es/comunicacion/noticias/el-bus-nautico-del-port-de-barcelona-empezara-operar-el-1-de-julio

Port Olímpic Barcelona (s.f). El Port Olímpic emprende un nuevo rumbo.
https://portolimpic.barcelona/es/el-nuevo-port-olimpic/sobre-port-olimpic

VV.AA. (1992). Barcelona olímpica. La ciudad renovada. Àmbit Serveis Editorials.

Published On: Juni 19, 2024Categories: blog
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Barcelona: Auf dem Weg zur urbanen und sozialen Integration der Metropole

Der America’s Cup 2024 treibt die Modernisierung von Barcelonas Hafen- und Uferzone voran

Anlässlich der legendären Segelregatta werfen wir einen Blick auf die Entwicklung des Hafens und die jüngsten Projekte entlang der Küste

Panoramablick auf die Küste Barcelonas, © Vicente Zambrano González/barcelona.cat, unter Lizenz CC BY-NC-ND 4.0

Barcelona, das Mittelmeer und der America’s Cup

Barcelonas Beziehung zum Mittelmeer ist seit jeher elementar und zugleich widersprüchlich. Tatsächlich ist die Uferzone wohl derjenige Bereich der Stadt, der sich im Laufe der Jahrhunderte am stärksten verändert hat. Von den Anfängen des Hafens bis zu den beeindruckenden Infrastrukturen von heute hat Barcelonas maritime Fassade einen langen Transformationsprozess durchlaufen, der sich in den letzten 40 Jahren noch intensiviert hat, nicht zuletzt dank großer Ereignisse, die als Katalysatoren wirkten. Der America’s Cup, der bedeutendste internationale Segelwettbewerb und eines der wichtigsten Sportereignisse der Welt, der vom 22. August bis zum 27. Oktober 2024 in Barcelona stattfinden wird, gibt der urbanen Entwicklung entlang der Küste, insbesondere im Bereich des alten Hafens Port Vell, einen neuen Impuls.

Luftbild des Hafens von Barcelona

Der Hafen von Barcelona, von seinen Anfängen bis ins industrielle Zeitalter

In der Römerzeit gab es den Hafen noch nicht. Seine Entwicklung begann im Mittelalter, und trotz seiner anfänglich begrenzten Infrastruktur wurde er im 13. Jahrhundert zu einem wichtigen Bestandteil der militärischen und wirtschaftlichen Expansion und Konsolidierung der Krone von Aragón. Die erste Umgestaltung des Hafens geht auf das 15. Jahrhundert zurück, als die königlichen Schiffswerften (Drassanes) und das erste Hafenbecken gebaut wurden. Es folgten zahlreiche Veränderungen, darunter der Bau des Stadtteils Barceloneta im 18 Jahrhundert. Der wirtschaftliche und kommerzielle Aufschwung im 19. Jahrhunderts brachte erneut wichtige bauliche Neuerungen mit sich, darunter die Schaffung eines Industriehafens und der Bau zahlreicher Gebäude und Lagerhallen. Dennoch richtete die Stadt ihren Blick weiterhin ins Landesinnere.

Die olympische Metamorphose: Barcelona öffnet sich zum Meer

Erst in den 1980er Jahren, anlässlich der Olympischen Spiele von 1992, veränderte sich die Beziehung der Stadt zum Mittelmeer radikal. Ein umfassender Stadterneuerungsplan brachte einen tiefgreifenden Wandel mit sich. Die Modernisierungsprojekte konzentrierten sich auf zwei Bereiche, den olympischen Hafen mit dem angrenzenden Olympischen Dorf am Ufer des Poblenou-Viertels und auf den Port Vell. Aus verschiedenen Gründen, darunter die städtebauliche Dimension, der Bau zweier Wolkenkratzer und die kürzere Bauzeit, schien der erste Bereich in der öffentlichen Meinung und bei den Architekten eine größere Wirkung zu haben.

Man darf jedoch nicht vergessen, dass die Eingriffe im Port Vell, die einige Jahre später abgeschlossen wurden, ebenso entscheidend waren. Die meisten Gebäude mit rein utilitaristischem Profil wurden abgerissen oder renoviert und umgenutzt, wie die Almacenes Generales de Comercio (1881), die auch als Palau de Mar bekannt sind und in das Museum der Geschichte Kataloniens (1996) umgewandelt wurden. Noch entscheidender waren jedoch die neuen städtebaulichen und architektonischen Entwürfe wie das Einkaufszentrum Maremàgnum und die Rambla de Mar (1995), die von dem renommierten Architektenteam Viaplana / Piñón entworfen wurden. Der Port Vell verließ damit seinen stark industriell geprägten Charakter und wurde zu einem Freizeitzentrum.

Die Entwicklung der maritimen Fassade im 21. Jahrhundert

In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts wurden entlang der Küste Barcelonas mehrere Maßnahmen durchgeführt, von denen insbesondere die Fertigstellung der Uferpromenade hervorzuheben ist. Das ursprünglich von Olga Tarrasó und Jordi Henrich in den 1990er Jahren entworfene Projekt wurde in mehreren Etappen erweitert und reicht heute vom Olympischen Hafen auf der einen bis zur Nueva Bocana auf der anderen Seite.

Strandpromenade von Barcelona, © AL PHT Air Picture TAVISA/barcelona.cat, unter Lizenz CC BY-NC-ND 4.0

Die Baumaßnahmen im Zuge des Forums der Kulturen (2004) mit einem komplexen Programm im Bereich der Diagonal Mar akzentuierten den Wandel der maritimen Fassade. Zu den Projekten gehörten ein neuer Jachthafen, das Forum-Gebäude von Herzog & De Meuron (heute Museu Blau), die Forum-Esplanade und die Photovoltaik-Pergola, beide von Elías Torres und José Antonio Martínez Lapeña. Entlang des Paseo Marítimo entstanden ebenfalls neue Gebäude, wie das Biomedizinische Forschungszentrum (2007) von Brullet-De Luna Arquitectes und vor allem das W Hotel (2009) von Ricardo Bofill, das zu einem Anziehungspunkt und Wahrzeichen der Stadt geworden ist.

Hotel W von Ricardo Bofill, © Clara Soler Chopo/barcelona.cat, unter Lizenz CC BY-NC-ND 4.0

Der Einfluss des America’s Cup auf die Hafenbereiche

Die Ausrichtung des America’s Cup 2024 geben Barcelona erneut Anlass, seine Hafen- und Uferzone zu renovieren, die als Tribüne für die direkt vor der Stadt ausgetragenen Regatten dienen wird. Mit dem Segelevent bietet sich eine einmalige Gelegenheit zur Verbesserung der Infrastruktur, zum Ausbau zugänglicher öffentlicher Räume und der Einführung neuer Service-Angebot wie dem Wasserbus, der den Moll de Drassanes mit dem Moll de Llevant oder dem Maremàgnum mit dem Moll de Pescadors verbinden wird.

Was die spezifischen Gebäude für die Regatta betrifft, so haben die sechs teilnehmenden Mannschaften ihre eigenen Pavillons, die sich alle am Rande des Port Vell befinden, und der Veranstalter wird über Räumlichkeiten wie das Race Village am Moll de la Fusta oder die America’s Cup Experience verfügen, ein Informationszentrum rund um den Segel-Event, das bereits in dem von Enric Soria und Jordi Garcés entworfenen ehemaligen IMAX-Gebäude (1995) eröffnet wurde.

Hallen an der Moll de Llevant, © GA Barcelona

Weitere Gebäude im Bereich des alten Hafens, die sich derzeit in Renovierung befinden und Erwähnung verdienen, sind das historische Portal de la Pau von Julio Valdés (1907), dessen äußere Restaurierung vor Beginn des America’s Cups abgeschlossen sein wird, die vor dem Abriss geretteten Hallen an der Moll de Llevant, in denen künftig kulturelle Aktivitäten vorgesehen sind, oder der Umbau der Llotja de Pescadors, Barcelonas Fischmarkt, der dank eines Projekts des Studios OAB unter der Leitung von Carlos Ferrater der Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Zuletzt hatte das Team um Ferrater erfolgreich in dem Gebiet interveniert, indem es ein an Lagerhäuser angrenzendes Schlepper-Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert in das Hauptquartier des Barcelona World Race (2019) umwandelte.

Die Wiederbelebung des Olympischen Erbes

Auch die olympischen Projekte wurden in die Umbau- und Aufwertungsmaßnahmen entlang der Küste einbezogen. Das Maremàgnum, eines der Wahrzeichen Barcelonas für seine Öffnung zum Meer, wird in Vorbereitung auf den America’s Cup umfassend renoviert. Die von L35 Architects durchgeführten Arbeiten, die 2024 abgeschlossen sein sollen, zielen darauf ab, die Beziehung des Gebäudes zu seiner Umgebung zu verstärken, die Zugänglichkeit und Sichtbarkeit des Obergeschosses zu optimieren sowie einen neuen, als Food-Court konzipierten Raum zu schaffen. Außerdem soll die Nachhaltigkeit des Gebäudes durch die Verwendung lokaler oder recycelter Materialien und ein neues Dach zur Reduzierung des Energieverbrauchs verbessert werden.

Renovierung des Einkaufs- und Freizeitzentrums Maremàgnum von L35 Architects, © L35 Architects

Gleichzeitig wird der Olympia-Hafen renoviert und soll zu einem Zentrum der blauen Wirtschaft werden, das auf rentablen und nachhaltigen maritimen Aktivitäten basiert. Zu diesem Zweck wird das Angebot an Büroflächen vergrößert und die Ansiedlung von Unternehmen, die mit dem oben genannten Schwerpunkt in Verbindung stehen, gefördert. Ein weiteres Ziel der von Barcelona Serveis Municipals durchgeführten Umbaumaßnahmen ist es, den Bewohnern die nautischen Aktivitäten näher zu bringen und ihnen neue öffentliche Räume wie den Platz Moll de Mestral oder einen Aussichtspunkt auf dem Dic de Recer zu bieten, wobei das Angebot durch einen neuen gastronomischen Bereich am Moll de Gregal ergänzt wird.

Künftiger Gastronomiebereich am Moll de Gregal, © GA Barcelona

Neue Aussichtspunkte mit Blick auf das Mittelmeer

Die öffentlichen Räume der Nova Bocana werden vermutlich zu den sowohl von den Zuschauern des America’s Cup als auch von den Bürgern Barcelonas meistgeschätzten Interventionen gehören. Direkt neben dem Hotel W befindet sich der von External Reference Architects entworfene Mirador Vela (2022). Bei dem Projekt handelt es sich um eine erhöhte Plattform, die den Abschluss der Mare Nostrum-Promenade bildet und über eine breite Treppe erreichbar ist. Die erhöhte Promenade wird von scheinbar massiven Betonwänden flankiert, die tatsächlich jedoch aus einem von einer Metallstruktur getragenen Verbund dreieckiger Platten bestehen. Der von in Meeresumgebung wachsenden Salzkristallen inspirierte Entwurf verbindet Ästhetik und Widerstandsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen und gewährt gleichzeitig einen privilegierten Blick auf die Segelwettkämpfe des America’s Cup.

Mirador Vela von External Reference, © GA Barcelona

Doch den vielleicht markantesten Beitrag bildet das von Antoni Barceló und Bàrbara Balanzó entworfene Ensemble der Rambla del Trencaones und des Edifici Mirador (2024). Das Projekt verwandelt einen Teil des Moll de Llevant in eine erhöhte Promenade und nimmt als thematische Achse die Geschichte des Hafens auf. Dessen Entwicklung wird mit Hilfe von Informationstafeln und Kunstwerken wie das skulpturale Modell zur Nova Bocana veranschaulicht. Diese Elemente werden mit einer eleganten Landschaftsarchitektur kombiniert, die in einem nüchternen Betongebäude ausläuft, das die Rambla wie eine Brücke überspannt und den Blick auf das Meer und den Handelshafen einrahmt. Die seitlichen Erschließungskerne bieten Zugang zu einem verglasten Raum im Obergeschoss, der als Restaurant dient, und das Dach ist als zusätzlicher Aussichtspunkt konzipiert.

Edifici Mirador von Barceló-Balanzó Arquitectes, © GA Barcelona

Barcelonas Hafenviertel auf dem Weg in die Zukunft

Wie schon bei früheren Anlässen in Barcelona wurden die architektonischen und städtebaulichen Projekte für den America’s Cup mit mittel- bis langfristiger Perspektive und zum Nutzen der Bürger konzipiert. Vielleicht hätte man mehr dauerhafte Bauten erwarten dürfen – die meisten der teilnehmenden Mannschaften haben sich für temporäre Pavillonbauten entschieden. Aber auch dies hat eine positive Seite. Es bietet eine Gelegenheit, mit anderen architektonischen Formaten zu experimentieren. Ist die spätere Nutzung eines Gebäudes nach einem solchen Ereignis unklar, ist es ferner von Vorteil, wenn es wieder abgebaut werden kann, anstatt zur Investitionsruine zu werden.

Es ist auch an der Zeit, über alternative Zukunftsvisionen nachzudenken, wie zum Beispiel dem Parc Blau (2022) des Architekturstudios ON-A, einem utopischen Projekt, das vorschlägt, den Port Vell in einen Stadtpark zu verwandeln, der mehr öffentliche Flächen, aber vor allem Grünflächen bieten soll und diese durch eine neue Uferpromenade miteinander verbindet.

Abschließend laden wir Sie ein, Barcelona während des America’s Cup zu besuchen, um diese spannende Regatta und die exklusiven Führungen zu genießen, die Guiding Architects Barcelona im Rahmen dieses großen Sportereignisses anbieten wird.

Text: Pedro Capriata

Parc Blau von ON-A, © ON-A/Play-Time

LITERATURVERZEICHNIS

37th America’s Cup (s.f.).
https://www.americascup.com/

Alemany, J. (1998). El Port de Barcelona. Lunwerg.

ArchDaily (2010). Hotel W Barcelona / Ricardo Bofill.
https://www.archdaily.cl/cl/02-215052/hotel-w-barcelona-ricardo-bofill

ArchDaily (2022). Escaleras y Mirador Vela / External Reference Architects.
https://www.archdaily.cl/cl/996520/escaleras-y-mirador-vela-external-reference-architects

Badia López, A. (2023). El port culmina la transformación de la Nova Bocana con una nueva rambla. The New Barcelona Post.
https://www.thenewbarcelonapost.com/port-culmina-transformacion-de-nova-bocana-con-nueva-rambla/

Centre Obert d’Arquitectura (s.f.). ArquitecturaCatalana.Cat.
https://www.arquitecturacatalana.cat/es

Dejtiar, F. (2022). ¿Es posible transformar el puerto de Barcelona en un gran parque urbano? ArchDaily.
https://www.archdaily.cl/cl/981415/es-posible-transformar-el-puerto-de-barcelona-en-un-gran-parque-urbano?ad_source=search&ad_medium=projects_tab&ad_source=search&ad_medium=search_result_all

Franco, J. T. (2014). El legado arquitectónico de los Juegos Olímpicos de Barcelona 1992. ArchDaily.
https://www.archdaily.cl/cl/02-360988/el-legado-arquitectonico-de-los-juegos-olimpicos-de-barcelona-1992

Martín Valbuena, C. (2024). Los antiguos tinglados del muelle Oriental reviven con la Copa del América. The New Barcelona Post.
https://www.thenewbarcelonapost.com/antiguos-tinglados-muelle-oriental-reviven-con-copa-del-america/

Muñoz, O. (2023). El Port Olímpic se reinventa para volver a atraer a los barceloneses. La Vanguardia.
https://www.lavanguardia.com/local/barcelona/20230103/8663942/port-olimpic-reinventa-volver-atraer-barceloneses.html

Office of Architecture in Barcelona (s.f.). Projectes. Espanya.
https://ferrater.com/ca/projectes/?wpv-location=espanya&wpv_aux_current_post_id=8125&wpv_aux_parent_post_id=8125&wpv_view_count=2300

Oliveres i Guixer, M. (2018). Passeig Marítim de la Barceloneta [2a fase]. Public Space.
https://www.publicspace.org/works/-/project/b081-passeig-maritim-de-la-barceloneta-2a-fase

Port de Barcelona (s.f.). Transformación del Port Vell.
https://www.portdebarcelona.cat/es/port-vell/americas-cup-barcelona-2024/transformacion-del-port-vell

Port de Barcelona (2024). El bus náutico del Port de Barcelona empezará a operar el 1 de julio.
https://www.portdebarcelona.cat/es/comunicacion/noticias/el-bus-nautico-del-port-de-barcelona-empezara-operar-el-1-de-julio

Port Olímpic Barcelona (s.f). El Port Olímpic emprende un nuevo rumbo.
https://portolimpic.barcelona/es/el-nuevo-port-olimpic/sobre-port-olimpic

VV.AA. (1992). Barcelona olímpica. La ciudad renovada. Àmbit Serveis Editorials.

Published On: Juni 19, 2024Categories: blog
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Barcelona: Auf dem Weg zur urbanen und sozialen Integration der Metropole