APROP: Container-Häuser zur Bekämpfung der Wohnungsnot in Barcelona
Die Stadt Barcelona baut Wohnblöcke aus recycelten Schiffscontainern als vorübergehende Unterkünfte.
Das Programm Allotjaments de Proximitat Provisionals (APROP)
Eine der verschiedenen Möglichkeiten, in Wohnungsnot geratenen Menschen in Barcelona zu helfen, bietet das städtische Programm APROP (etwa Provisorischer Wohnraum im Quartier), eine Initiative der Abteilung für Soziale Rechte, Globale Gerechtigkeit, Feminismus und LGBTI der Stadtverwaltung. Auf der Grundlage umgebauter Schiffscontainer werden mittels modularer Bauweise und vereinfachter Bewilligungsverfahren kurzfristig quartiersnahe Sozialwohnungen für von Gentrifizierung, Zwangsräumung oder Armut betroffene Bevölkerungsgruppen geschaffen.
Auf bislang ungenutzten Grundstücken entsteht so temporär nutzbarer Wohnraum, mit der Hoffnung, dass sich die soziale und wirtschaftliche Situation der Bewohner mit Hilfe der sozialen Dienste der Stadt in einer Übergangszeit von sechs Monaten bis zwei Jahren konsolidiert, ohne dass sie das eigene Wohnquartier verlassen müssen.
Upcycling: Neues Leben für alte Container
Nicht zuletzt ist Barcelona eine Hafenstadt. Im Port de Barcelona, der 20 Prozent der städtischen Landfläche besetzt, befinden sich schon heute riesige, temporäre Ansammlungen von Schiffscontainern. Genutzt werden diese selbstverständlich für den Warentransport. Die städtebauliche und konstruktive Erfahrung des schnellen und unkomplizierten Erstellens kleinerer oder größerer Siedlungen für eine determinierte, zeitlich begrenzte Nutzung ohne repräsentativen Anspruch wird nun zur Minderung eines aktuellen, humanitären Problems angewendet.
Modulares Bauen mit Seefrachtcontainern: Vor- und Nachteile
Je nach Art der Stapelung und Beladung können bis zu zehn der selbsttragenden Schiffscontainer übereinandergeschichtet werden. Die Verwendung zu Wohnzwecken verursacht nur eine geringe Nutzlast und ermöglicht so eine schnelle und flexible Konfiguration von fast unendlichen Ausbreitungen in Höhe und Breite. Entscheidend ist das einzelne Modul, 20 oder 40 Fuss – also etwa 6 oder 12 Meter – lang bei einer Standardbreite von 2.4 Metern und einer Höhe von 2.6 Metern.
Überseecontainer sind von Haus aus nicht isoliert, was bei der Verwendung für den Warentransport selbstredend unbedeutend ist. Bei ihrem Um- und Ausbau zu Raummodulen muss also die Dämmung gegen Kälte und sommerliche Hitze gelöst werden. Ebenso unbefriedigend ist der fensterlose, hermetische Verschluss der Container aus gestrichenem Cortenstahl; obgleich sinnvoll auf ihren weiten Fahrten durch stürmische Ozeane, erweist er sich im Wohnungsbau als unpraktisch.
Bei der Nachnutzung ausrangierter Überseecontainer als Wohnraum besteht ein weiteres Problem, vor allem dann, wenn die Container zu größeren Gebäudekomplexen zusammengefügt werden sollen: die Brandschutzvorschriften. Diese können durch entsprechende Schutzanstriche und architektonische Finessen, wie die räumliche und konstruktive Trennung der – in traditioneller Bauweise errichteten – Laubengangerschließung, erfüllt werden. Beide Strategien laufen aber nicht nur der Schiffsästhetik zuwider, sondern stellen auch die angestrebte Mobilität und ökologische Nachhaltigkeit in Frage.
Ausrangierte Schiffscontainer: Idealer Baustein für eine ressourcenschonende, nachhaltige Architektur
Neben Wärmedämmung, Öffnungen, externer Erschließung und Außenräumen müssen die Überseecontainer für ihre neue Nutzung natürlich auch mit einem Fundament aus Stahlbeton versehen werden. Im Hinblick auf Nachhaltigkeit ist das Ergebnis trotzdem sehr befriedigend, der ökologische Fußabdruck im Vergleich zu traditionellen Wohnbauten eher gering. Die ausrangierten, oft infolge der harten mechanischen Beanspruchung im Seeverkehr nicht mehr nutzbaren Container erhalten so ein zweites Leben. Sie benötigen keinen massiven Einsatz von Stahlbeton, sind perfekt zerlegbar, transportierbar und an andere Standorte anpassbar, was den Energieaufwand und den beim Abriss entstehenden Abfall reduziert.
Städtebauliche und architektonische Referenzen in Barcelona: La Barceloneta, Walden 7
Der von Ricardo Bofill in den siebziger Jahren errichtete Wohnblock Walden 7 in Sant Just Desvern ist vielleicht die erste architektonische Umsetzung eines modularen Konzepts im Großraum von Barcelona. Hier wurden zwar keine bestehenden Bauteile recycelt – das Gebäude wurde auf traditionelle Bauweise aus Beton und Ziegeln ausgeführt -, jedoch zum ersten Mal konzeptionell das System der Addition und Stapelung von Raummodulen, Erschließungs-und Außenraumelementen ausgelotet.
Noch älter ist Barcelonas ehemaliges, Mitte des 18. Jahrhunderts vor dem alten Hafen realisiertes Fischerquartier Barceloneta. Das größenmäßig mit einem 40-Fuß-Container vergleichbare sogenannte quart de casa (30m2) ist heute die vorherrschenden Wohnungstypologie im Quartier. Die Wohnungen wurden längsseitig zusammengefügt, ohne Fundament auf Sandboden stehend bis zu sieben Geschossen in die Höhe gestapelt und dabei natürlich ganz traditionell aus Backstein errichtet.
APROP Ciutat Vella: Containerhaus in Barcelonas historischer Altstadt
Das erste im Rahmen des APROP-Programms fertiggestellte, gemeinsam von den Architekturbüros Straddle3, Eulia Arkitektura und Yaiza Terré Estudi d’Arquitectura entworfene Wohngebäude liegt inmitten der dichten Altstadt, nicht unweit des alten Hafens von Barcelona. Auf einem ehemals leerstehenden Eckgrundstück stapeln sich auf einem Stahlständer vier Geschosse mit jeweils vier nebeneinander angeordneten 40-Fuß-Containern. Der Bau verfügt über insgesamt zwölf Wohnungen, acht 30m2 große Apartments mit einem Schlafzimmer sowie vier 60m2 große Apartments mit zwei Schlafzimmern. Im Erdgeschoss befindet sich ein Ärztezentrum (CAP) und der Eingangsbereich.
Strukturell wird das den Containern inhärente Potenzial des tragenden, in sich stabilen statischen Systems genutzt. Die Verbindung der Container untereinander erfolgt vermittels Twistlock-Verriegelung, das auch bei der der Anordnung und Sicherung an Bord von Frachtschiffen zum Einsatz kommt. Alle Module wurden über einen Zeitraum von drei Monaten in der Werkstatt um- und ausgebaut, so dass zum Zeitpunkt des Beginns der Arbeiten vor Ort bereits 85 % des Innenausbaus, einschließlich der Isolierung, Installationen, Verkleidung und Tischlerarbeiten, fertiggestellt war. Die nachträglich in Trockenbauweise hinzugefügten Dach- und Fassadensysteme bilden die Gebäudehülle und verleihen dem Ensemble ein hochwertiges, nicht-industrielles Aussehen.
APROP Plaça de les Glòries: Containerhaus gegenüber Barcelonas Innovationsviertel 22@
Ein zweites inzwischen bezugsfertiges, vom Bauunternehmen Calaf SL errichtetes Containerhaus liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu Barcelonas Designmuseum und Jean Nouvels emblematischer Torre Glòries, an einem neuralgischen Punkt der Stadt, der neben dem Technologie- und Innovationsviertel des 22@ seit längerem einer intensiven städtebaulichen und wirtschaftlichen Transformation unterliegt.
Nach bloß 26 Wochen Bauzeit vor Ort fertiggestellt und ebenfalls auf einem Sockelgeschoss aufgeständert, stapeln sich hier auf sieben Ebenen jeweils zehn nebeneinanderliegende 40-Fuß-Container. Die Module sind an den Eckpunkten miteinander verschweißt, wodurch ein kompaktes statisches Volumen entsteht. Unterbrochen wird der Block durch einen traditionell erstellten Erschließungskern. Im Südosten ist eine Balkon- und Erschließungszone vorgelagert. Insgesamt verfügt das Gebäude über 42 Apartments, davon 35 mit zwei Schlafzimmern und die übrigen sieben mit einem. Mit einer Kapazität für rund 110 Personen, sollen 50% der Wohnungen an Menschen in akuter Wohnungsnot und 50% an junge Erwachsene unter 35 Jahren.
APROP La Bordeta: Künftiges Containerhaus für Barcelonas Viertel Sants-Montjuïc
Das künftige Gebäude im Quartier La Bordeta wurde im Rahmen eines Wettbewerbs vergeben, aus dem die Architekten Judith Crespo (fNUEVE studio), Oihana García (OJO estudio) und César Vivas (Vivas Arquitectos) als Sieger hervorgegangen waren. Das Projekt sieht übereinandergestapelte Schiffscontainer auf insgesamt zehn, mit großzügigen Loggien ausgestatteten Geschossen vor. Damit entfernt sich der Entwurf, wie die Autoren selbst schreiben, ästhetisch vom Konzept des geschlossenen Containers und erweckt den Eindruck eines leichten Gebäudes. Die Galerien dienen gleichermaßen zur Erschließung, als Terrassen und Gemeinschaftsräume.
Containerarchitektur in Barcelona: Ein innovatives Modell in Zeiten von Raumknappheit und Gentrifizierung
Das APROP-Programm der Stadt Barcelona ist noch verhältnismäßig jung, und so ist es verfrüht, erste aussagekräftige Schlüsse zu ziehen. Äußerst positiv erscheint die schnelle Realisierbarkeit der Containerbauten im Vergleich zum konventionellen sozialen Wohnungsbau. Der Zeitraum von der ersten Idee bis zur Schlüsselübergabe verkürzt sich drastisch von den üblichen fünf bis sieben Jahren auf etwa ein Jahr.
Inwieweit diese Bauweise aber tatsächlich ökologisch nachhaltig ist, muss wohl erst noch in aller Konsequenz durchgerechnet werden. Denn die umfangreichen Anforderungen an den Brandschutz, die Vorgaben bei der Dämmung sowie die bei größeren Bauvorhaben komplexeren Erschließungssysteme werden die initial erwartete Ökobilanz vermutlich wieder relativieren.
Entgegen der Möglichkeit, die Bauten schnell ab- und an einem anderen Ort wieder aufzubauen, entstehen aktuell wohl eher dauerhafte Lösungen, die beiläufig den Eindruck eines Provisoriums erwecken. Bei den bisher realisierten Projekten rückt die Containerästhetik weitgehend in den Hintergrund, ist sie doch auch nicht das eigentliche Ziel der Bauten. Vorrangig geht es darum, Menschen mit Zugangsschwierigkeiten zum Wohnungsmarkt zügig mit angemessenem Wohnraum versorgen zu können – als Übergangslösung für die wachsende Wohnungsnot in Großstädten. Die APROP-Bauten liefern ein durchaus interessantes Konzept, welches ein aktuelles soziales Problem mit einem komplett neuen konstruktiven Ansatz anzugehen versucht.
Text: Hans Geilinger
APROP: Container-Häuser zur Bekämpfung der Wohnungsnot in Barcelona
Die Stadt Barcelona baut Wohnblöcke aus recycelten Schiffscontainern als vorübergehende Unterkünfte.
Das Programm Allotjaments de Proximitat Provisionals (APROP)
Eine der verschiedenen Möglichkeiten, in Wohnungsnot geratenen Menschen in Barcelona zu helfen, bietet das städtische Programm APROP (etwa Provisorischer Wohnraum im Quartier), eine Initiative der Abteilung für Soziale Rechte, Globale Gerechtigkeit, Feminismus und LGBTI der Stadtverwaltung. Auf der Grundlage umgebauter Schiffscontainer werden mittels modularer Bauweise und vereinfachter Bewilligungsverfahren kurzfristig quartiersnahe Sozialwohnungen für von Gentrifizierung, Zwangsräumung oder Armut betroffene Bevölkerungsgruppen geschaffen.
Auf bislang ungenutzten Grundstücken entsteht so temporär nutzbarer Wohnraum, mit der Hoffnung, dass sich die soziale und wirtschaftliche Situation der Bewohner mit Hilfe der sozialen Dienste der Stadt in einer Übergangszeit von sechs Monaten bis zwei Jahren konsolidiert, ohne dass sie das eigene Wohnquartier verlassen müssen.
Upcycling: Neues Leben für alte Container
Nicht zuletzt ist Barcelona eine Hafenstadt. Im Port de Barcelona, der 20 Prozent der städtischen Landfläche besetzt, befinden sich schon heute riesige, temporäre Ansammlungen von Schiffscontainern. Genutzt werden diese selbstverständlich für den Warentransport. Die städtebauliche und konstruktive Erfahrung des schnellen und unkomplizierten Erstellens kleinerer oder größerer Siedlungen für eine determinierte, zeitlich begrenzte Nutzung ohne repräsentativen Anspruch wird nun zur Minderung eines aktuellen, humanitären Problems angewendet.
Modulares Bauen mit Seefrachtcontainern: Vor- und Nachteile
Je nach Art der Stapelung und Beladung können bis zu zehn der selbsttragenden Schiffscontainer übereinandergeschichtet werden. Die Verwendung zu Wohnzwecken verursacht nur eine geringe Nutzlast und ermöglicht so eine schnelle und flexible Konfiguration von fast unendlichen Ausbreitungen in Höhe und Breite. Entscheidend ist das einzelne Modul, 20 oder 40 Fuss – also etwa 6 oder 12 Meter – lang bei einer Standardbreite von 2.4 Metern und einer Höhe von 2.6 Metern.
Überseecontainer sind von Haus aus nicht isoliert, was bei der Verwendung für den Warentransport selbstredend unbedeutend ist. Bei ihrem Um- und Ausbau zu Raummodulen muss also die Dämmung gegen Kälte und sommerliche Hitze gelöst werden. Ebenso unbefriedigend ist der fensterlose, hermetische Verschluss der Container aus gestrichenem Cortenstahl; obgleich sinnvoll auf ihren weiten Fahrten durch stürmische Ozeane, erweist er sich im Wohnungsbau als unpraktisch.
Bei der Nachnutzung ausrangierter Überseecontainer als Wohnraum besteht ein weiteres Problem, vor allem dann, wenn die Container zu größeren Gebäudekomplexen zusammengefügt werden sollen: die Brandschutzvorschriften. Diese können durch entsprechende Schutzanstriche und architektonische Finessen, wie die räumliche und konstruktive Trennung der – in traditioneller Bauweise errichteten – Laubengangerschließung, erfüllt werden. Beide Strategien laufen aber nicht nur der Schiffsästhetik zuwider, sondern stellen auch die angestrebte Mobilität und ökologische Nachhaltigkeit in Frage.
Ausrangierte Schiffscontainer: Idealer Baustein für eine ressourcenschonende, nachhaltige Architektur
Neben Wärmedämmung, Öffnungen, externer Erschließung und Außenräumen müssen die Überseecontainer für ihre neue Nutzung natürlich auch mit einem Fundament aus Stahlbeton versehen werden. Im Hinblick auf Nachhaltigkeit ist das Ergebnis trotzdem sehr befriedigend, der ökologische Fußabdruck im Vergleich zu traditionellen Wohnbauten eher gering. Die ausrangierten, oft infolge der harten mechanischen Beanspruchung im Seeverkehr nicht mehr nutzbaren Container erhalten so ein zweites Leben. Sie benötigen keinen massiven Einsatz von Stahlbeton, sind perfekt zerlegbar, transportierbar und an andere Standorte anpassbar, was den Energieaufwand und den beim Abriss entstehenden Abfall reduziert.
Städtebauliche und architektonische Referenzen in Barcelona: La Barceloneta, Walden 7
Der von Ricardo Bofill in den siebziger Jahren errichtete Wohnblock Walden 7 in Sant Just Desvern ist vielleicht die erste architektonische Umsetzung eines modularen Konzepts im Großraum von Barcelona. Hier wurden zwar keine bestehenden Bauteile recycelt – das Gebäude wurde auf traditionelle Bauweise aus Beton und Ziegeln ausgeführt -, jedoch zum ersten Mal konzeptionell das System der Addition und Stapelung von Raummodulen, Erschließungs-und Außenraumelementen ausgelotet.
Noch älter ist Barcelonas ehemaliges, Mitte des 18. Jahrhunderts vor dem alten Hafen realisiertes Fischerquartier Barceloneta. Das größenmäßig mit einem 40-Fuß-Container vergleichbare sogenannte quart de casa (30m2) ist heute die vorherrschenden Wohnungstypologie im Quartier. Die Wohnungen wurden längsseitig zusammengefügt, ohne Fundament auf Sandboden stehend bis zu sieben Geschossen in die Höhe gestapelt und dabei natürlich ganz traditionell aus Backstein errichtet.
APROP Ciutat Vella: Containerhaus in Barcelonas historischer Altstadt
Das erste im Rahmen des APROP-Programms fertiggestellte, gemeinsam von den Architekturbüros Straddle3, Eulia Arkitektura und Yaiza Terré Estudi d’Arquitectura entworfene Wohngebäude liegt inmitten der dichten Altstadt, nicht unweit des alten Hafens von Barcelona. Auf einem ehemals leerstehenden Eckgrundstück stapeln sich auf einem Stahlständer vier Geschosse mit jeweils vier nebeneinander angeordneten 40-Fuß-Containern. Der Bau verfügt über insgesamt zwölf Wohnungen, acht 30m2 große Apartments mit einem Schlafzimmer sowie vier 60m2 große Apartments mit zwei Schlafzimmern. Im Erdgeschoss befindet sich ein Ärztezentrum (CAP) und der Eingangsbereich.
Strukturell wird das den Containern inhärente Potenzial des tragenden, in sich stabilen statischen Systems genutzt. Die Verbindung der Container untereinander erfolgt vermittels Twistlock-Verriegelung, das auch bei der der Anordnung und Sicherung an Bord von Frachtschiffen zum Einsatz kommt. Alle Module wurden über einen Zeitraum von drei Monaten in der Werkstatt um- und ausgebaut, so dass zum Zeitpunkt des Beginns der Arbeiten vor Ort bereits 85 % des Innenausbaus, einschließlich der Isolierung, Installationen, Verkleidung und Tischlerarbeiten, fertiggestellt war. Die nachträglich in Trockenbauweise hinzugefügten Dach- und Fassadensysteme bilden die Gebäudehülle und verleihen dem Ensemble ein hochwertiges, nicht-industrielles Aussehen.
APROP Plaça de les Glòries: Containerhaus gegenüber Barcelonas Innovationsviertel 22@
Ein zweites inzwischen bezugsfertiges, vom Bauunternehmen Calaf SL errichtetes Containerhaus liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu Barcelonas Designmuseum und Jean Nouvels emblematischer Torre Glòries, an einem neuralgischen Punkt der Stadt, der neben dem Technologie- und Innovationsviertel des 22@ seit längerem einer intensiven städtebaulichen und wirtschaftlichen Transformation unterliegt.
Nach bloß 26 Wochen Bauzeit vor Ort fertiggestellt und ebenfalls auf einem Sockelgeschoss aufgeständert, stapeln sich hier auf sieben Ebenen jeweils zehn nebeneinanderliegende 40-Fuß-Container. Die Module sind an den Eckpunkten miteinander verschweißt, wodurch ein kompaktes statisches Volumen entsteht. Unterbrochen wird der Block durch einen traditionell erstellten Erschließungskern. Im Südosten ist eine Balkon- und Erschließungszone vorgelagert. Insgesamt verfügt das Gebäude über 42 Apartments, davon 35 mit zwei Schlafzimmern und die übrigen sieben mit einem. Mit einer Kapazität für rund 110 Personen, sollen 50% der Wohnungen an Menschen in akuter Wohnungsnot und 50% an junge Erwachsene unter 35 Jahren.
APROP La Bordeta: Künftiges Containerhaus für Barcelonas Viertel Sants-Montjuïc
Das künftige Gebäude im Quartier La Bordeta wurde im Rahmen eines Wettbewerbs vergeben, aus dem die Architekten Judith Crespo (fNUEVE studio), Oihana García (OJO estudio) und César Vivas (Vivas Arquitectos) als Sieger hervorgegangen waren. Das Projekt sieht übereinandergestapelte Schiffscontainer auf insgesamt zehn, mit großzügigen Loggien ausgestatteten Geschossen vor. Damit entfernt sich der Entwurf, wie die Autoren selbst schreiben, ästhetisch vom Konzept des geschlossenen Containers und erweckt den Eindruck eines leichten Gebäudes. Die Galerien dienen gleichermaßen zur Erschließung, als Terrassen und Gemeinschaftsräume.
Containerarchitektur in Barcelona: Ein innovatives Modell in Zeiten von Raumknappheit und Gentrifizierung
Das APROP-Programm der Stadt Barcelona ist noch verhältnismäßig jung, und so ist es verfrüht, erste aussagekräftige Schlüsse zu ziehen. Äußerst positiv erscheint die schnelle Realisierbarkeit der Containerbauten im Vergleich zum konventionellen sozialen Wohnungsbau. Der Zeitraum von der ersten Idee bis zur Schlüsselübergabe verkürzt sich drastisch von den üblichen fünf bis sieben Jahren auf etwa ein Jahr.
Inwieweit diese Bauweise aber tatsächlich ökologisch nachhaltig ist, muss wohl erst noch in aller Konsequenz durchgerechnet werden. Denn die umfangreichen Anforderungen an den Brandschutz, die Vorgaben bei der Dämmung sowie die bei größeren Bauvorhaben komplexeren Erschließungssysteme werden die initial erwartete Ökobilanz vermutlich wieder relativieren.
Entgegen der Möglichkeit, die Bauten schnell ab- und an einem anderen Ort wieder aufzubauen, entstehen aktuell wohl eher dauerhafte Lösungen, die beiläufig den Eindruck eines Provisoriums erwecken. Bei den bisher realisierten Projekten rückt die Containerästhetik weitgehend in den Hintergrund, ist sie doch auch nicht das eigentliche Ziel der Bauten. Vorrangig geht es darum, Menschen mit Zugangsschwierigkeiten zum Wohnungsmarkt zügig mit angemessenem Wohnraum versorgen zu können – als Übergangslösung für die wachsende Wohnungsnot in Großstädten. Die APROP-Bauten liefern ein durchaus interessantes Konzept, welches ein aktuelles soziales Problem mit einem komplett neuen konstruktiven Ansatz anzugehen versucht.
Text: Hans Geilinger