José Antonio Coderch und die mediterrane Moderne
Der katalanische Architekt trug maßgeblich zur Neudefinition der modernen Architektur in der Nachkriegszeit und zur Wiederentdeckung der regionalen Baukunst bei
Annäherung an Coderch
Das Jahr 2024 markiert den 40. Todestag von José Antonio Coderch de Sentmenat (1913–1984), einer Schlüsselfigur der Nachkriegsarchitektur in Barcelona. Auch wenn seine Person gelegentlich kontrovers diskutiert wurde, so betraf dies eher Aspekte seiner Persönlichkeit oder seine ideologischen Positionen als die Frage nach seinem baulichen Schaffen. Eine objektive Betrachtung seiner Bauwerke lässt kaum Zweifel an seiner Bedeutung aufkommen. Coderch war ein außergewöhnlicher Architekt und eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der katalanischen und spanischen Architektur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Coderchs Werk ist Teil eines Erneuerungsprozesses der modernen Architektur, in dem er sich auch international hervortun konnte. Nach seiner Ausbildung an der Architekturschule Barcelona (ETSAB) wurde Professor Josep Maria Jujol zu einem seiner ersten wichtigen Vorbilder. Jujol weckte in ihm das Interesse für vernakuläre Architektur und indirekt für die Arbeiten Antoni Gaudís. Nach einigen Berufsjahren setzte sich Coderch mit dem Vermächtnis von Josep Lluís Sert und der Gruppe katalanischer Architekten und Techniker für den Fortschritt der zeitgenössischen Architektur (GATPAC) auseinander und untersuchte zugleich die Beiträge der organischen Architektur, insbesondere jener von Alvar Aalto. 1959 nahm er am letzten Internationalen Kongress für Neues Bauen (CIAM) teil und schloss sich dann dem von Aldo van Eyck und Alison und Peter Smithson ins Leben gerufenen Team X an, das die Nachfolge der CIAM antreten, jedoch mit neuen städtebaulichen Ansätzen fortführen sollte. Coderchs internationale Bedeutung liegt jedoch weniger in seiner Teilnahme an diesen Gruppen als vielmehr in seinem Werk begründet.
Im Folgenden wollen wir auf herausragende und entscheidende Bauten in Coderchs Karriere zurückblicken, wobei wir uns auf seine wertvollen Beiträge für die Stadt Barcelona konzentrieren und dabei versuchen, repräsentative Beispiele für das breite Spektrum an Typologien aufzuzeigen, an denen der Architekt im Laufe seiner Karriere gearbeitet hat.
1951, Coderchs Annus mirabilis: das Wunderjahr
In der Karriere einiger Architekten gibt es entscheidende Momente, die einen Wendepunkt markieren, wie etwa das Haus, das Luis Barragán 1947 für sich selbst baute. Doch nur wenige Beispiele sind so drastisch wie das von José Antonio Coderch. In seinem Fall stellte 1951 einen Meilenstein dar. In diesem Jahr war er an der Gründung der Gruppe R beteiligt, errichtete den spanischen Pavillon für die Triennale di Milano und entwarf mit dem Ugalde-Haus und dem Wohnbau für das Instituto Social de la Marina (Sozialanstalt der Marine) in der Barceloneta zwei Werke, die die Architektur in Spanien und Katalonien nachhaltig verändern sollten.
Die Gruppe R war der erste Versuch katalanischer Architekten, das rationalistische Erbe des GATPAC aufzunehmen und dabei lokale Bautraditionen einzubinden. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten bedeutende Fachleute wie Josep Maria Sostres, Antoni de Moragas, ein junger Oriol Bohigas und Manuel Valls, langjähriger Partner von Coderch.
Der Mailänder Pavillon hingegen galt als Brückenschlag zwischen Kunst, moderner Architektur und Tradition, aber auch als Überwindung einer bürokratischen Herausforderung, da die Behörden versuchten, die spanische Präsenz auf der Veranstaltung und insbesondere Coderchs Teilnahme zu boykottieren. Die Auswahl der im Pavillon gezeigten Bilder war ebenfalls ein Hinweis auf die Wege, die Coderch zu beschreiten plante: traditionelle ibizenkische Architektur, Werke von Gaudí und die Kunst von Joan Miró.
Trotz einiger bemerkenswerter Ausnahmen, wie dem Ferrer-Vidal-Haus auf Mallorca (1946), scheint Coderchs Werk vor seinem Annus mirabilis aus heutiger Sicht zu sehr der volkstümlichen Architektur verhaftet zu sein, was seinen Ausschluss aus einigen Monografien erklärt. Tatsächlich macht Coderch um das Jahr 1951 einen qualitativen Sprung, den nur sehr aufmerksame Beobachter hätten voraussehen können.
Das Ugalde-Haus, ein gebautes Manifest
Das auf einem dem Meer zugewandten Hügel in Caldes d’Estrac gelegene Ugalde-Haus (1951-53), wurde sofort zu einem Bezugspunkt, sowohl in der Region als auch in Europa. Im Einklang mit den Prinzipien der Gruppe R war es eines der ersten gebauten Projekte, das Elemente der mediterranen Tradition in ein eindeutig „modern“ wirkendes Werk integrierte. Die asymmetrische Komposition und die durch Kragstrukturen geschaffenen Übergangsräume verbinden sich mit weiß gestrichenen Sichtsteinmauern, verputzten Wänden und Keramikböden. Dieser Mix markierte eine neue Strömung in der modernen Bewegung weltweit, die begann, sich von einem transnationalen Rationalismus abzuwenden, um regionale Identitäten durch lokale Baukultur zu erkunden, wie dies in Le Corbusiers Jaoul-Häusern (1951–55) oder Josep Lluís Serts Atelier für Joan Miró in Palma (1956) zu sehen ist. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass das Ugalde-Haus für Coderch und Valls nicht nur eine Rückbesinnung auf die Wurzeln bedeutete, sondern auch ein Manifest ihrer Zugehörigkeit zur modernen Architektur darstellte, da es sich ausdrücklich von der leicht pittoresken Tendenz ihrer früheren Arbeiten distanzierte.
Es ist nicht ganz einfach, Vorläufer für das Ugalde-Haus zu finden, insbesondere unter den großen Vetretern der organischen Architektur. Sowohl Fallingwater (1936) von Frank Lloyd Wright als auch die Villa Mairea (1939) von Alvar Aalto weisen Gemeinsamkeiten mit Coderchs Projekt auf, wie etwa eine harmonische Beziehung zur Umgebung oder Mauern mit rustikalen Oberflächen. Gleichzeitig aber bestehen auch unüberbrückbare Unterschiede: beginnend bei der Standortstrategie, die darauf abzielt, die vorhandenen Bäume zu erhalten und die privilegierte Aussicht optimal zu nutzen; oder in der Unregelmäßigkeit des Grundrisses, bei dem die Kombination aus polygonalen und geschwungenen Formen sowohl auf spezifische topografische Gegebenheiten reagiert als auch auf den Wunsch, den Genius Loci einzufangen. Das Ergebnis ist ein Gebäude, das, sofern überhaupt möglich, noch organischer ist als die Werke der Meister dieser Strömung.
Das Ugalde-Haus war das erste einer Reihe bemerkenswerter Einfamilienhäuser, die Coderch und Valls in den folgenden Jahrzehnten entwerfen sollten, obwohl keines davon so freie und unregelmäßige Geometrien wie dieses ikonische und innovative Wohnhaus aufweisen würde.
Das ISM-Gebäude in der Barceloneta: Sozialwohnungen mit Charakter
Wenn ein Werk von Coderch noch mehr Einfluss hatte als das Ugalde-Haus, dann war es das Apartmentgebäude, das er für das Instituto Social de la Marina (ISM, Sozialanstalt der Marine) in der Barceloneta (1951–1954) entwarf. Alles deutet darauf hin, dass die Grundrisse der Wohnungen den Ausgangspunkt für die Gestaltung bildeten. Eine zentrale Erschließungsachse definiert eine symmetrische Raumaufteilung, die jedoch durch eine Vielzahl schräger Wände, welche verwinkelte Räume schaffen, labyrinthisch wirkt. Das Ergebnis ist ein überraschendes Zusammenspiel unregelmäßiger Formen, in denen Anklänge an Antoni Gaudí zu erkennen sind. Als weitere Referenzen für dieses Projekt wären einige Architekten zu nennen, die in der Nachkriegszeit in Norditalien tätig waren, insbesondere Ignazio Gardella (z. B. das Borsalino-Gebäude in Alessandria, 1948–52), was auf Coderchs enge Verbindungen zu Gio Ponti und dem Mailänder Umfeld zurückzuführen ist.
Obwohl die Idee einer dreiteiligen Komposition klassischer Herkunft ist, zeigt die unorthodoxe Beziehung zwischen dem polygonalen Volumen, dem zurückgesetzten Sockel und dem vorspringenden Gesims eindeutig moderne Züge. Der formale Ausdruck der Fassaden ist durch eine ähnliche Verschmelzung von Modernität und Tradition gekennzeichnet. Traditionelle Elemente und Materialien wie Jalousien oder Keramikfliesen werden zu durchgehenden vertikalen Bändern neu interpretiert. Stein findet sich ebenfalls im Sockel und in den tragenden Wänden, die in den Innenräumen sichtbar sind und zu dem vom Architekten angestrebten landestypischen Akzent beitragen.
Das Senillosa-Haus, ein mediterranes Stadthaus
Das Senillosa-Haus in Cadaqués (1956) unterscheidet sich von anderen Projekten Coderchs durch sein Format, das stark von der Lage und der Umgebung geprägt ist. Noch ausschlaggebender als der vernakuläre Kontext des Dorfes ist der deutliche Höhenunterschied zwischen den beiden Stirnseiten des Grundstücks. Das Ergebnis ist ein kompaktes Gebäude, das sich vertikal zwischen Brandwänden entwickelt, im Stil eines englischen Stadthauses, jedoch mit einer hochraffinierten mediterranen Sprache, bei der sich geschlossene Wände und Glasflächen in der Fassade abwechseln. Von außen wirkt das geneigte Dach nicht allzu verschieden von den horizontalen Platten der Balkone, doch im Inneren ist es entscheidend für den Charakter des Wohnzimmers, der zusätzlich durch den Kamin und eine freiliegende Steinwand betont wird. Laut Carlos Ferrater war der Besuch dieses scheinbar einfachen Projekts ausschlaggebend für seine eigene Berufswahl.
Die Trade Towers, ein neues Modell für Bürogebäude
Die Trade Towers (1965-71) erscheinen auf den ersten Blick wie eine Zäsur in Coderchs Karriere, denn die allgegenwärtige Vorhangfassade scheint dem orthodoxen Rationalismus viel näher zu stehen als dem mediterranen Geist. Zunächst muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass es sich um eine ungewöhnliche Typologie in seinem Repertoire handelt; eine genauere Analyse des Projekts wird dann zeigen, dass es eine Neuinterpretation seiner üblichen Ansätze darstellt. Der Gebäudekomplex befindet sich in Les Corts, in der Nähe der Kreuzung zweier stark befahrener Straßen, und besteht aus vier zwölfstöckigen gekurvten Bürotürmen, die scheinbar zufällig angeordnet sind, wobei drei von ihnen durch ein zweistöckiges Volumen verbunden sind.
Wie sich am Gebäudekern ablesen lässt, basieren die Grundrisse der Türme auf einem Quadrat. Wird diese Form auf den Gebäudeumfang ausgedehnt, erhält sie eine regelmäßige Wellenform, bei der sich konkave und konvexe Formen abwechseln. Dieser Ansatz erinnert an die ersten von Mies van der Rohe (1920) entworfenen Wolkenkratzer, als er gerade begann, sich vom Expressionismus zu distanzieren. Obwohl es in diesem Fall schwierig ist, spezifische lokale Elemente auszumachen, lässt sich erahnen, dass die Trade Towers Bezüge zum Rationalismus, Expressionismus, zu organischer Architektur und sogar zum Jugendstil aufweisen. Die Kombination aus urbaner Anbindung und moderater Größe mit den Formen und der Gestaltung der Türme verleiht dem Ensemble einen freundlichen, ja fast spielerischen Charakter – besonders wenn man die Turmspitzen betrachtet, die an Kinderspielzeug erinnern.
Die Wohnanlage der Urquijo-Bank: auf dem Weg zu einem neuen Paradigma
Der Wohnkomplex Urquijo im Viertel Sant Gervasi (1967-72) entspricht einer zweiten, besonders erfolgreichen Phase in Coderchs Karriere, aus der auch das Girasol-Gebäude in Madrid (1966) hervorsticht. Seit dem Gebäude in der Barceloneta hatte der Architekt weiterhin Wohnprojekte entwickelt, die zu herausragenden Ergebnissen führten, wie etwa das Mehrfamilienhaus in der Straße Johann Sebastian Bach in Barcelona (1958). Obwohl er in den 1960er Jahren weiterhin das Ziel verfolgt, Moderne und Tradition zu vereinen, zeigen seine Gebäude in Madrid und Sant Gervasi eine neue Experimentierfreudigkeit, die sich vor allem in den Grundrissen und der Raumaufteilung niederschlägt.
Das Gebäude der Urquijo-Bank ist das erste in einer Reihe von Entwürfen, die auf versetzten Grundrissen basieren. Sechs Gebäude mit fünf und sechs Stockwerken sind symmetrisch auf einem abfallenden Gelände verteilt, wodurch sorgfältig gestaltete halböffentliche Bereiche zwischen ihnen entstehen und eine optimale Integration in die städtische Umgebung auf Fußgängerebene gewährleistet wird. Wie bei früheren Projekten sind die Wohnblöcke symmetrisch um eine Erschließungsachse angeordnet, aber in diesem Fall sind die Wohnungen größer und alle Wände verlaufen orthogonal. Die Gliederung der Baukörper greift den versetzten Grundriss auf und führt zu einer Aneinanderreihung gerader Prismen, die an eine Zikkurat erinnern. Der Materialcharakter der Gebäude wird durch die Verwendung von Sichtmauerwerk und eine Neuinterpretation des traditionellen Fensterladens, der hier in vertikale Streifenlamellen aus Holz umgewandelt wurde, unterstrichen.
Diesem Gebäude folgte kurz darauf das Projekt Cocheras de Sarrià (1968), in dem Coderch die im Wohnkomplex der Urquijo-Bank erprobten formalen, funktionalen und städtebaulichen Prinzipien weiterentwickelte. Im Cocheras-Komplex wurde der halböffentliche Raum zwischen den Blöcken vergrößert, deren Anzahl und damit auch die der Wohnungen vervielfacht, während die Staffelung der Grundrisse und Baukörper sowie die Verwendung von Sichtmauerwerk beibehalten wurden.
Die Erweiterung der ETSAB, Coderchs letztes kreatives Statement
Die Erweiterung der ETSAB, der Architekturschule von Barcelona (1978–84), sticht unter den letzten Projekten Coderchs hervor. Das Werk zielt darauf ab, einen bewussten Kontrast zum bestehenden Gebäude von 1961 zu schaffen und strotzt nur so vor Erfindungsreichtum und Freiheit. Die architektonische Intervention konzentriert sich auf zwei Elemente: eine zusätzliche vertikale Erschließung für das Bestandsgebäude sowie einen zweigeschossigen horizontalen Baukörper, der Klassenräume und Werkstätten beherbergt, die durch eine großzügige zentrale Lobby miteinander verbunden sind. Sein kritischer Standpunkt gegenüber dem traditionellen Lehr- und Lernraum spiegelt sich in einem kurvilinearen, den Grundriss bestimmenden Raumelement wider. Die Verwendung von Sichtziegeln unterstreicht den organischen Charakter des Volumens, das als rhythmische Abfolge von wellenförmigen, geschlossenen Wänden in Erscheinung tritt, die von vertikalen Öffnungen unterbrochen werden. Das Ergebnis ist eines der skulpturalsten und abstraktesten Gebäude des Teams Coderch und Valls.
Neben der üblichen Verbindung zur lokalen Architektur finden sich in diesem Werk zahlreiche Referenzen: die Amsterdamer Schule, Erich Mendelsohn (Einsteinturm, 1921), Alvar Aalto (Haus der Kultur in Helsinki, 1958) sowie Meister des katalanischen Jugenstils wie Jujol und Gaudí (Schule der Sagrada Familia, 1909). All diese potenziellen Einflüsse mindern selbstverständlich nicht das äußerst originelle Ergebnis. Die ETSAB-Erweiterung bildet den symbolischen Höhepunkt in Coderchs produktiver Karriere und schließt den Bogen, der mit dem Ugalde-Haus begann.
Coderchs lokales und universelles Vermächtnis
José Antonio Coderch de Sentmenat trug wesentlich dazu bei, die Architektur des 20. Jahrhunderts zu verändern, indem er sie den Menschen durch Strategien der Humanisierung und durch stets präzise und transzendente Verweise auf das Erbe der mediterranen Tradition näherbrachte und ein ausgeklügeltes Gleichgewicht zwischen dem Vernakulären und der Moderne erreichte. Wie Frampton feststellte, erwies sich dieser theoretische Ansatz als übertragbar auf verschiedene kulturelle Realitäten, so dass sein Einfluss viele andere Länder erreichte. Dies verhinderte jedoch nicht, dass sich sein Einfluss besonders in der zeitgenössischen spanischen Architektur bemerkbar macht. Coderchs Handschrift ist sowohl im theoretischen Ansatz als auch in den Entwürfen zahlreicher prominenter Architekten der letzten Jahrzehnte abzulesen: in Ricardo Bofills Walden 7 (1975), im Bankinter-Gebäude in Madrid (1977) oder der Beulas-Stiftung in Huesca (2005) von Rafael Moneo, im Sant Just Park (1977) oder Lesseps-Gebäude (2007) von Carlos Ferrater, ganz zu schweigen von seinem weniger offensichtlichen Einfluss auf Architekten wie Enric Miralles oder Josep Llinàs.
Die gebauten Werke von José Antonio Coderch kennenzulernen, ist ein Muss für alle, die die Entwicklung der katalanischen Architektur im 20. Jahrhundert in ihrer Tiefe verstehen möchten. Gleichzeitig bietet es die Gelegenheit, weniger medienpräsente Werke zu entdecken, die ebenso suggestiv und faszinierend sind wie die von Gaudí, Sert oder Miralles. Wir laden Sie ein, an unserer Tour Moderne Klassiker teilzunehmen oder ein individuelles Programm anzufordern. In jedem Fall empfehlen wir Ihnen dringend, die Gebäude von José Antonio Coderch de Sentmenat bei Ihrem nächsten Besuch in Barcelona nicht zu auszulassen.
Text: Pedro Capriata
LITERATURVERZEICHNIS
Capitel, A. (2023) Arquitecturas españolas en el siglo XX. Abada Editores.
Centre Obert d’Arquitectura (s.f.) ArquitecturaCatalana.Cat.
https://www.arquitecturacatalana.cat/es
Fochs, C. (Ed.) (2004) J.A. Coderch de Sentmenat: 1913-1984. Gustavo Gili.
Frampton, K. (1983) Towards a Critical Regionalism: Six Points for an Architecture of Resistance. En The Anti-Aesthetic: Essays on Postmodern Culture, p. 16-30 Bay Press.
Frampton, K. (1992). Modern Architecture. A Critical History. Thames and Hudson.
Fundación Docomomo Ibérico (s.f.) José Antonio Coderch de Sentmenat.
https://docomomoiberico.com/autoria/jose-antonio-coderch-de-sentmenat/
La casa Ugalde (s.f.)
https://www.casaugalde.com
Montaner, J.M. (1988) Coderch. Catalònia, Núm. 10, p. 4-6.
https://raco.cat/index.php/Catalonia/issue/view/7929
Montaner, J.M. (2005). Arquitectura contemporània a Catalunya. Edicions 62.
Montaner, J.M. (2013) José Antonio Coderch, 1913-1984. Esencia mediterránea. Arquitectura Viva.
Núnez, P. (Ed.) (2016). Recordando a Coderch. Librooks.
Pla, M. (2007). Catalunya. Guia d’arquitectura moderna 1880-2007. Triangle.
Urrutia, A. (2003) Arquitectura española, siglo XX. Cátedra.
VV.AA. (2000) Coderch 1940/1964: en busca del hogar. Col·legi d’Arquitectes de Catalunya
José Antonio Coderch und die mediterrane Moderne
Der katalanische Architekt trug maßgeblich zur Neudefinition der modernen Architektur in der Nachkriegszeit und zur Wiederentdeckung der regionalen Baukunst bei
Annäherung an Coderch
Das Jahr 2024 markiert den 40. Todestag von José Antonio Coderch de Sentmenat (1913–1984), einer Schlüsselfigur der Nachkriegsarchitektur in Barcelona. Auch wenn seine Person gelegentlich kontrovers diskutiert wurde, so betraf dies eher Aspekte seiner Persönlichkeit oder seine ideologischen Positionen als die Frage nach seinem baulichen Schaffen. Eine objektive Betrachtung seiner Bauwerke lässt kaum Zweifel an seiner Bedeutung aufkommen. Coderch war ein außergewöhnlicher Architekt und eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der katalanischen und spanischen Architektur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Coderchs Werk ist Teil eines Erneuerungsprozesses der modernen Architektur, in dem er sich auch international hervortun konnte. Nach seiner Ausbildung an der Architekturschule Barcelona (ETSAB) wurde Professor Josep Maria Jujol zu einem seiner ersten wichtigen Vorbilder. Jujol weckte in ihm das Interesse für vernakuläre Architektur und indirekt für die Arbeiten Antoni Gaudís. Nach einigen Berufsjahren setzte sich Coderch mit dem Vermächtnis von Josep Lluís Sert und der Gruppe katalanischer Architekten und Techniker für den Fortschritt der zeitgenössischen Architektur (GATPAC) auseinander und untersuchte zugleich die Beiträge der organischen Architektur, insbesondere jener von Alvar Aalto. 1959 nahm er am letzten Internationalen Kongress für Neues Bauen (CIAM) teil und schloss sich dann dem von Aldo van Eyck und Alison und Peter Smithson ins Leben gerufenen Team X an, das die Nachfolge der CIAM antreten, jedoch mit neuen städtebaulichen Ansätzen fortführen sollte. Coderchs internationale Bedeutung liegt jedoch weniger in seiner Teilnahme an diesen Gruppen als vielmehr in seinem Werk begründet.
Im Folgenden wollen wir auf herausragende und entscheidende Bauten in Coderchs Karriere zurückblicken, wobei wir uns auf seine wertvollen Beiträge für die Stadt Barcelona konzentrieren und dabei versuchen, repräsentative Beispiele für das breite Spektrum an Typologien aufzuzeigen, an denen der Architekt im Laufe seiner Karriere gearbeitet hat.
1951, Coderchs Annus mirabilis: das Wunderjahr
In der Karriere einiger Architekten gibt es entscheidende Momente, die einen Wendepunkt markieren, wie etwa das Haus, das Luis Barragán 1947 für sich selbst baute. Doch nur wenige Beispiele sind so drastisch wie das von José Antonio Coderch. In seinem Fall stellte 1951 einen Meilenstein dar. In diesem Jahr war er an der Gründung der Gruppe R beteiligt, errichtete den spanischen Pavillon für die Triennale di Milano und entwarf mit dem Ugalde-Haus und dem Wohnbau für das Instituto Social de la Marina (Sozialanstalt der Marine) in der Barceloneta zwei Werke, die die Architektur in Spanien und Katalonien nachhaltig verändern sollten.
Die Gruppe R war der erste Versuch katalanischer Architekten, das rationalistische Erbe des GATPAC aufzunehmen und dabei lokale Bautraditionen einzubinden. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten bedeutende Fachleute wie Josep Maria Sostres, Antoni de Moragas, ein junger Oriol Bohigas und Manuel Valls, langjähriger Partner von Coderch.
Der Mailänder Pavillon hingegen galt als Brückenschlag zwischen Kunst, moderner Architektur und Tradition, aber auch als Überwindung einer bürokratischen Herausforderung, da die Behörden versuchten, die spanische Präsenz auf der Veranstaltung und insbesondere Coderchs Teilnahme zu boykottieren. Die Auswahl der im Pavillon gezeigten Bilder war ebenfalls ein Hinweis auf die Wege, die Coderch zu beschreiten plante: traditionelle ibizenkische Architektur, Werke von Gaudí und die Kunst von Joan Miró.
Trotz einiger bemerkenswerter Ausnahmen, wie dem Ferrer-Vidal-Haus auf Mallorca (1946), scheint Coderchs Werk vor seinem Annus mirabilis aus heutiger Sicht zu sehr der volkstümlichen Architektur verhaftet zu sein, was seinen Ausschluss aus einigen Monografien erklärt. Tatsächlich macht Coderch um das Jahr 1951 einen qualitativen Sprung, den nur sehr aufmerksame Beobachter hätten voraussehen können.
Das Ugalde-Haus, ein gebautes Manifest
Das auf einem dem Meer zugewandten Hügel in Caldes d’Estrac gelegene Ugalde-Haus (1951-53), wurde sofort zu einem Bezugspunkt, sowohl in der Region als auch in Europa. Im Einklang mit den Prinzipien der Gruppe R war es eines der ersten gebauten Projekte, das Elemente der mediterranen Tradition in ein eindeutig „modern“ wirkendes Werk integrierte. Die asymmetrische Komposition und die durch Kragstrukturen geschaffenen Übergangsräume verbinden sich mit weiß gestrichenen Sichtsteinmauern, verputzten Wänden und Keramikböden. Dieser Mix markierte eine neue Strömung in der modernen Bewegung weltweit, die begann, sich von einem transnationalen Rationalismus abzuwenden, um regionale Identitäten durch lokale Baukultur zu erkunden, wie dies in Le Corbusiers Jaoul-Häusern (1951–55) oder Josep Lluís Serts Atelier für Joan Miró in Palma (1956) zu sehen ist. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass das Ugalde-Haus für Coderch und Valls nicht nur eine Rückbesinnung auf die Wurzeln bedeutete, sondern auch ein Manifest ihrer Zugehörigkeit zur modernen Architektur darstellte, da es sich ausdrücklich von der leicht pittoresken Tendenz ihrer früheren Arbeiten distanzierte.
Es ist nicht ganz einfach, Vorläufer für das Ugalde-Haus zu finden, insbesondere unter den großen Vetretern der organischen Architektur. Sowohl Fallingwater (1936) von Frank Lloyd Wright als auch die Villa Mairea (1939) von Alvar Aalto weisen Gemeinsamkeiten mit Coderchs Projekt auf, wie etwa eine harmonische Beziehung zur Umgebung oder Mauern mit rustikalen Oberflächen. Gleichzeitig aber bestehen auch unüberbrückbare Unterschiede: beginnend bei der Standortstrategie, die darauf abzielt, die vorhandenen Bäume zu erhalten und die privilegierte Aussicht optimal zu nutzen; oder in der Unregelmäßigkeit des Grundrisses, bei dem die Kombination aus polygonalen und geschwungenen Formen sowohl auf spezifische topografische Gegebenheiten reagiert als auch auf den Wunsch, den Genius Loci einzufangen. Das Ergebnis ist ein Gebäude, das, sofern überhaupt möglich, noch organischer ist als die Werke der Meister dieser Strömung.
Das Ugalde-Haus war das erste einer Reihe bemerkenswerter Einfamilienhäuser, die Coderch und Valls in den folgenden Jahrzehnten entwerfen sollten, obwohl keines davon so freie und unregelmäßige Geometrien wie dieses ikonische und innovative Wohnhaus aufweisen würde.
Das ISM-Gebäude in der Barceloneta: Sozialwohnungen mit Charakter
Wenn ein Werk von Coderch noch mehr Einfluss hatte als das Ugalde-Haus, dann war es das Apartmentgebäude, das er für das Instituto Social de la Marina (ISM, Sozialanstalt der Marine) in der Barceloneta (1951–1954) entwarf. Alles deutet darauf hin, dass die Grundrisse der Wohnungen den Ausgangspunkt für die Gestaltung bildeten. Eine zentrale Erschließungsachse definiert eine symmetrische Raumaufteilung, die jedoch durch eine Vielzahl schräger Wände, welche verwinkelte Räume schaffen, labyrinthisch wirkt. Das Ergebnis ist ein überraschendes Zusammenspiel unregelmäßiger Formen, in denen Anklänge an Antoni Gaudí zu erkennen sind. Als weitere Referenzen für dieses Projekt wären einige Architekten zu nennen, die in der Nachkriegszeit in Norditalien tätig waren, insbesondere Ignazio Gardella (z. B. das Borsalino-Gebäude in Alessandria, 1948–52), was auf Coderchs enge Verbindungen zu Gio Ponti und dem Mailänder Umfeld zurückzuführen ist.
Obwohl die Idee einer dreiteiligen Komposition klassischer Herkunft ist, zeigt die unorthodoxe Beziehung zwischen dem polygonalen Volumen, dem zurückgesetzten Sockel und dem vorspringenden Gesims eindeutig moderne Züge. Der formale Ausdruck der Fassaden ist durch eine ähnliche Verschmelzung von Modernität und Tradition gekennzeichnet. Traditionelle Elemente und Materialien wie Jalousien oder Keramikfliesen werden zu durchgehenden vertikalen Bändern neu interpretiert. Stein findet sich ebenfalls im Sockel und in den tragenden Wänden, die in den Innenräumen sichtbar sind und zu dem vom Architekten angestrebten landestypischen Akzent beitragen.
Das Senillosa-Haus, ein mediterranes Stadthaus
Das Senillosa-Haus in Cadaqués (1956) unterscheidet sich von anderen Projekten Coderchs durch sein Format, das stark von der Lage und der Umgebung geprägt ist. Noch ausschlaggebender als der vernakuläre Kontext des Dorfes ist der deutliche Höhenunterschied zwischen den beiden Stirnseiten des Grundstücks. Das Ergebnis ist ein kompaktes Gebäude, das sich vertikal zwischen Brandwänden entwickelt, im Stil eines englischen Stadthauses, jedoch mit einer hochraffinierten mediterranen Sprache, bei der sich geschlossene Wände und Glasflächen in der Fassade abwechseln. Von außen wirkt das geneigte Dach nicht allzu verschieden von den horizontalen Platten der Balkone, doch im Inneren ist es entscheidend für den Charakter des Wohnzimmers, der zusätzlich durch den Kamin und eine freiliegende Steinwand betont wird. Laut Carlos Ferrater war der Besuch dieses scheinbar einfachen Projekts ausschlaggebend für seine eigene Berufswahl.
Die Trade Towers, ein neues Modell für Bürogebäude
Die Trade Towers (1965-71) erscheinen auf den ersten Blick wie eine Zäsur in Coderchs Karriere, denn die allgegenwärtige Vorhangfassade scheint dem orthodoxen Rationalismus viel näher zu stehen als dem mediterranen Geist. Zunächst muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass es sich um eine ungewöhnliche Typologie in seinem Repertoire handelt; eine genauere Analyse des Projekts wird dann zeigen, dass es eine Neuinterpretation seiner üblichen Ansätze darstellt. Der Gebäudekomplex befindet sich in Les Corts, in der Nähe der Kreuzung zweier stark befahrener Straßen, und besteht aus vier zwölfstöckigen gekurvten Bürotürmen, die scheinbar zufällig angeordnet sind, wobei drei von ihnen durch ein zweistöckiges Volumen verbunden sind.
Wie sich am Gebäudekern ablesen lässt, basieren die Grundrisse der Türme auf einem Quadrat. Wird diese Form auf den Gebäudeumfang ausgedehnt, erhält sie eine regelmäßige Wellenform, bei der sich konkave und konvexe Formen abwechseln. Dieser Ansatz erinnert an die ersten von Mies van der Rohe (1920) entworfenen Wolkenkratzer, als er gerade begann, sich vom Expressionismus zu distanzieren. Obwohl es in diesem Fall schwierig ist, spezifische lokale Elemente auszumachen, lässt sich erahnen, dass die Trade Towers Bezüge zum Rationalismus, Expressionismus, zu organischer Architektur und sogar zum Jugendstil aufweisen. Die Kombination aus urbaner Anbindung und moderater Größe mit den Formen und der Gestaltung der Türme verleiht dem Ensemble einen freundlichen, ja fast spielerischen Charakter – besonders wenn man die Turmspitzen betrachtet, die an Kinderspielzeug erinnern.
Die Wohnanlage der Urquijo-Bank: auf dem Weg zu einem neuen Paradigma
Der Wohnkomplex Urquijo im Viertel Sant Gervasi (1967-72) entspricht einer zweiten, besonders erfolgreichen Phase in Coderchs Karriere, aus der auch das Girasol-Gebäude in Madrid (1966) hervorsticht. Seit dem Gebäude in der Barceloneta hatte der Architekt weiterhin Wohnprojekte entwickelt, die zu herausragenden Ergebnissen führten, wie etwa das Mehrfamilienhaus in der Straße Johann Sebastian Bach in Barcelona (1958). Obwohl er in den 1960er Jahren weiterhin das Ziel verfolgt, Moderne und Tradition zu vereinen, zeigen seine Gebäude in Madrid und Sant Gervasi eine neue Experimentierfreudigkeit, die sich vor allem in den Grundrissen und der Raumaufteilung niederschlägt.
Das Gebäude der Urquijo-Bank ist das erste in einer Reihe von Entwürfen, die auf versetzten Grundrissen basieren. Sechs Gebäude mit fünf und sechs Stockwerken sind symmetrisch auf einem abfallenden Gelände verteilt, wodurch sorgfältig gestaltete halböffentliche Bereiche zwischen ihnen entstehen und eine optimale Integration in die städtische Umgebung auf Fußgängerebene gewährleistet wird. Wie bei früheren Projekten sind die Wohnblöcke symmetrisch um eine Erschließungsachse angeordnet, aber in diesem Fall sind die Wohnungen größer und alle Wände verlaufen orthogonal. Die Gliederung der Baukörper greift den versetzten Grundriss auf und führt zu einer Aneinanderreihung gerader Prismen, die an eine Zikkurat erinnern. Der Materialcharakter der Gebäude wird durch die Verwendung von Sichtmauerwerk und eine Neuinterpretation des traditionellen Fensterladens, der hier in vertikale Streifenlamellen aus Holz umgewandelt wurde, unterstrichen.
Diesem Gebäude folgte kurz darauf das Projekt Cocheras de Sarrià (1968), in dem Coderch die im Wohnkomplex der Urquijo-Bank erprobten formalen, funktionalen und städtebaulichen Prinzipien weiterentwickelte. Im Cocheras-Komplex wurde der halböffentliche Raum zwischen den Blöcken vergrößert, deren Anzahl und damit auch die der Wohnungen vervielfacht, während die Staffelung der Grundrisse und Baukörper sowie die Verwendung von Sichtmauerwerk beibehalten wurden.
Die Erweiterung der ETSAB, Coderchs letztes kreatives Statement
Die Erweiterung der ETSAB, der Architekturschule von Barcelona (1978–84), sticht unter den letzten Projekten Coderchs hervor. Das Werk zielt darauf ab, einen bewussten Kontrast zum bestehenden Gebäude von 1961 zu schaffen und strotzt nur so vor Erfindungsreichtum und Freiheit. Die architektonische Intervention konzentriert sich auf zwei Elemente: eine zusätzliche vertikale Erschließung für das Bestandsgebäude sowie einen zweigeschossigen horizontalen Baukörper, der Klassenräume und Werkstätten beherbergt, die durch eine großzügige zentrale Lobby miteinander verbunden sind. Sein kritischer Standpunkt gegenüber dem traditionellen Lehr- und Lernraum spiegelt sich in einem kurvilinearen, den Grundriss bestimmenden Raumelement wider. Die Verwendung von Sichtziegeln unterstreicht den organischen Charakter des Volumens, das als rhythmische Abfolge von wellenförmigen, geschlossenen Wänden in Erscheinung tritt, die von vertikalen Öffnungen unterbrochen werden. Das Ergebnis ist eines der skulpturalsten und abstraktesten Gebäude des Teams Coderch und Valls.
Neben der üblichen Verbindung zur lokalen Architektur finden sich in diesem Werk zahlreiche Referenzen: die Amsterdamer Schule, Erich Mendelsohn (Einsteinturm, 1921), Alvar Aalto (Haus der Kultur in Helsinki, 1958) sowie Meister des katalanischen Jugenstils wie Jujol und Gaudí (Schule der Sagrada Familia, 1909). All diese potenziellen Einflüsse mindern selbstverständlich nicht das äußerst originelle Ergebnis. Die ETSAB-Erweiterung bildet den symbolischen Höhepunkt in Coderchs produktiver Karriere und schließt den Bogen, der mit dem Ugalde-Haus begann.
Coderchs lokales und universelles Vermächtnis
José Antonio Coderch de Sentmenat trug wesentlich dazu bei, die Architektur des 20. Jahrhunderts zu verändern, indem er sie den Menschen durch Strategien der Humanisierung und durch stets präzise und transzendente Verweise auf das Erbe der mediterranen Tradition näherbrachte und ein ausgeklügeltes Gleichgewicht zwischen dem Vernakulären und der Moderne erreichte. Wie Frampton feststellte, erwies sich dieser theoretische Ansatz als übertragbar auf verschiedene kulturelle Realitäten, so dass sein Einfluss viele andere Länder erreichte. Dies verhinderte jedoch nicht, dass sich sein Einfluss besonders in der zeitgenössischen spanischen Architektur bemerkbar macht. Coderchs Handschrift ist sowohl im theoretischen Ansatz als auch in den Entwürfen zahlreicher prominenter Architekten der letzten Jahrzehnte abzulesen: in Ricardo Bofills Walden 7 (1975), im Bankinter-Gebäude in Madrid (1977) oder der Beulas-Stiftung in Huesca (2005) von Rafael Moneo, im Sant Just Park (1977) oder Lesseps-Gebäude (2007) von Carlos Ferrater, ganz zu schweigen von seinem weniger offensichtlichen Einfluss auf Architekten wie Enric Miralles oder Josep Llinàs.
Die gebauten Werke von José Antonio Coderch kennenzulernen, ist ein Muss für alle, die die Entwicklung der katalanischen Architektur im 20. Jahrhundert in ihrer Tiefe verstehen möchten. Gleichzeitig bietet es die Gelegenheit, weniger medienpräsente Werke zu entdecken, die ebenso suggestiv und faszinierend sind wie die von Gaudí, Sert oder Miralles. Wir laden Sie ein, an unserer Tour Moderne Klassiker teilzunehmen oder ein individuelles Programm anzufordern. In jedem Fall empfehlen wir Ihnen dringend, die Gebäude von José Antonio Coderch de Sentmenat bei Ihrem nächsten Besuch in Barcelona nicht zu auszulassen.
Text: Pedro Capriata
LITERATURVERZEICHNIS
Capitel, A. (2023) Arquitecturas españolas en el siglo XX. Abada Editores.
Centre Obert d’Arquitectura (s.f.) ArquitecturaCatalana.Cat.
https://www.arquitecturacatalana.cat/es
Fochs, C. (Ed.) (2004) J.A. Coderch de Sentmenat: 1913-1984. Gustavo Gili.
Frampton, K. (1983) Towards a Critical Regionalism: Six Points for an Architecture of Resistance. En The Anti-Aesthetic: Essays on Postmodern Culture, p. 16-30 Bay Press.
Frampton, K. (1992). Modern Architecture. A Critical History. Thames and Hudson.
Fundación Docomomo Ibérico (s.f.) José Antonio Coderch de Sentmenat.
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